top of page
Suche
  • Autorenbildmelissa elena

Pilot

''ANEKDOTEN EINER BARKEEPERIN'' - EINE KOLUMNE VON MELISSA ZIKOS


Ich würde behaupten, mein Job ist kein 'typischer' Job für eine Frau. Gehe in eine Bar und du triffst zu 80% auf einen Mann hinter der Theke, der die Cocktails mixt. Frauen hinter Bartheken sind selten - aber existent. Und SHOUTOUT vorab, an alle meine Barkeeperinnen da draußen. Wir spielen erste Liga, genauso wie die Herren.


Abgesehen davon, dass man eine gewisse Grundkenntnis von seinem Handwerk - dem sicheren Umgang mit Alkohol - haben sollte, gehört auch eine weitere Eigenschaft in das Repertoire eines Bartenders. Der sichere Umgang mit Menschen. In unserem Fall mit Gästen... aller Art. Und glaubt mir, es gibt viel Luft nach oben. Der Dummheit, oder besänftigt ausgedrückt - der beinahe unrealistischen Erwartungshaltung mancher, sind keine Grenzen gesetzt. Es gibt nämlich tagtäglich Situationen die wohl jedem Gastronom aber vielleicht auch dem einen oder anderen Gast bekannt vorkommen. Unglaubliche Geschichten, Dinge die man einfach nicht macht und Tipps & Tricks habe ich gesammelt und für euch aufgeschrieben.

Ich möchte euch auf diesen Seiten die Urkomik der menschlichen - sagen wir mal Bescheidenheit - etwas näher bringen. Für den einen oder anderen gibt es vielleicht noch einen AHA-Moment oder im besten Fall sogar einen ACHSO-Moment. Egal auf welcher der beiden Seiten Ihr euch befindet, nehmt euch selber und die folgenden Anekdoten nicht zu ernst und denkt immer daran:


Ein Lächeln, oder ein saftiges Trinkgeld zur richtigen Zeit, kann Wunder bewirken.


Fangen wir heute mit einer kleinen Zeitreise an.

Schon in meiner frühsten Erinnerung in der ich mich in der Gastronomie sehe, musste ich lernen, das manche Gäste einfach ziemliche Arschlöcher sind. Ich war gerade mal 10 Jahre alt, und saß am Tresen unseres Restaurants. Mit meinen Buntstiften bewaffnet malte ich die tollsten Bilder auf Papas Bierdeckel. Zu meiner vollsten Zufriedenheit platzierte ich alle meine 'Kunstwerke' neben mir und der Zapf-Anlage. Es sollte wohl jedem mit minimalem Menschenverstand klar gewesen sein, dass diese wunderschön drapierten Bierdeckel dort nicht zur Nutzung und vor allem nicht zur Beschmutzung gedacht waren. Aber dann kam Dirk. Nennen wir ihn Dirk, denn ich habe selbstverständlich keine Ahnung wie der bier-bäuchige, große Mann aus meiner Erinnerung hieß. Dirk kam an den Tresen, schnipste wild nach jemandem und lächelte bloß und blöd dreinblickend zu mir hinüber. Als er bemerkte das wohl niemand kommen würde, auch nicht wenn er laut schnaubend, ein auf dem Tresen liegendes 'Ein-Mann-Schnips-Konzert' geben würde, erblickte er meine Bierdeckel. Ja genau, MEINE Bierdeckel. Er griff sich frech zwei von Ihnen und verzog sich an seinen Tisch. Excuse me? Mein zehnjähriges ich war geschockt. Ich saß da und fing an zu weinen. Als meine Omi aus der Küche stürmte um nach zu sehen, wer oder was dort am Tresen solche Geräusche von sich gibt, kam auch mein Papa um die andere Ecke gebogen. Als ich mich dann beruhigt hatte, und meine ganze Energie sammelte, verwies ich zornig und voller Menschenhass auf Dirk und seinen Tisch. Mein Papa versuchte es mir zwar auszureden, aber ich war nicht mehr zu bremsen. Ich stampfte auf den Tisch zu, meine Omi und meinen Papa hinter mir im Rücken, und tippte Dirk auf seine schwitzige - ich füge aus Schriftstellerischen Gründen hinzu, schwabbelige - Schulter. Der Mann drehte sich verwundert um und schaute mich an. ''Das sind meine Bilder.'' Flüsterte ich, und deutete auf die leicht angeknabberten Bierdeckel in der Mitte des Tisches. ''Bilder? Was meinst du Kleine?'' Wie kann man sich bewusst so unwissend geben, dachte ich damals wohl. Als meine Omi dann die Situation aufklärte, fingen alle an zu lachen und es fielen Kommentare wie: ''Oh süß! Wie niedlich! Die sind aber hübsch!''

Aha - steckt es euch sonst wo hin. Melissa, 10 Jahre alt, war wirklich sauer.

Rückblickend war Dirk wohl gar nicht so ein Arschloch, und ich einfach ein nur ein Kind.

Jedoch sind er und seine Gefolgschaft mir in Erinnerung geblieben, negativer Erinnerung.


Lektion Nr.1 für Gäste und die, die es mal irgendwo sein sollten lautet also wie folgt:

Es sind die kleinen, zuerst unscheinbaren Mimiken, Gesten und Taten, die uns am meisten dazu bewegen - anderen alles schlechte zu wünschen.


xx, Melissa

bottom of page